„Schau mal, das süße Reh da drüben.“ Regelmäßig hören wir bei Besuchern des Wildparks Völlinghausen solche oder ähnliche Aussagen. Dabei gibt es im Wildpark Völlinghausen zwar jede Menge Tiere, die nicht nur kleine, sondern auch große Spaziergänger begeistern, aber eine Art gibt es Wildpark Völlinghausen definitiv nicht – und das sind Rehe.
„In Gesprächen stelle ich immer wieder fest, dass es viele Menschen gibt, die Rehe für weibliches Wild und Hirsche für männliches Wild halten“, sagt Hubert Klyscz. Der Vorsitzende des Fördervereins Wildparks Völlinghausen ist selbst Jäger und kennt sich daher natürlich sehr gut mit den einzelnen Wildarten aus.
Und dieses Wissen über Wild und weitere Tierarten möchten die Mitglieder des Fördervereins sehr gerne weitergeben. „Das ist einer der Gründe, warum hier am Wildpark Völlinghausen ein Wildpark-Haus entstehen wird“, sagt Johannes Mertens, Kassierer des Fördervereins des Wildparks Völlinghausen. „Dieses bietet vielfältige Möglichkeiten, den Besuchern die faszinierende, heimische Tierwelt und die Natur anschaulich näherzubringen.“ Denn in der Satzung des Wildparks stehen neben des „Förderung des Unterhalts des Tierparks in Völlinghausen“ nicht nur die „Förderung des Naturschutzes“, sondern auch die „Aufklärung der Allgemeinheit über Naturschutz“ festgeschrieben.
Daher findet man übrigens auf dieser Webseite nicht nur Informationen über den Wildpark und die dort vorhandenen Tierarten, sondern auch über die hier nicht vorhandenen Marderhunde, Waschbären, Füchse und Dachse sowie über Tiergesundheit und Naturschutz.
Die Deutsche Wildtier Stiftung mit Sitz in Hamburg beklagte bereits vor über zehn Jahren, dass die gängige Ansicht herrsche, der in Deutschland heimische Rothirsch sei der „Mann vom Reh“. Gemäß der zoologischen Systematik gehört Rehwild zur Familie der Hirsche (Cervidae) und zur Unterfamilie der Trughirsche. Zu den Trughirschen gehören unter anderem Elch und Rentier sowie die amerikanischen Maultierhirsche sowie die Weißwedelhirsche. Mit diesen ist das Rehwild somit näher verwandt als dem Rot-, Dam- oder Sikawild.
Weißwedelhirsch? Kenne ich nicht
Das ist wohl die häufigste Reaktion auf diese Tierart, von der fast jeder mindestens ein Exemplar in seiner Kindheit kennen- und oftmals auch lieben gelernt hat. Denn Bambi, die bekannte Filmfigur aus dem Filmklassiker von Walt Disney mit seinen großen Kulleraugen, ist ein kleiner Weißwedelhirsch und kein Rehkitz.
Dabei war Bambi ursprünglich ein Rehkitz. Sein geistiger Vater war der österreichische Autor Felix Salten (1869 – 1945) und bei ihm streifte das berühmte Rehkitz durch Österreichs Wälder. Ende der 1930er Jahre kauft Walt Disney die Filmrechte an dem Buch und machte aus dem Rehkitz einen kleinen Weißwedelhirsch, denn in den USA gibt es keine Rehe (in Texas eingebürgert). Wegen ihrer weißen Punkte sehen sich Rehkitze und Weißwedelhirschkälber sehr ähnlich.
Rehbock, Ricke und Rehkitz
Die Entstehung des Europäischen Rehwildes soll vor etwa 20 bis 25 Millionen Jahren begonnen haben. Damit ist das Rehwild eine der ältesten heute lebenden Gattungen der Familie der Hirsche und wesentlich älter als das Rotwild, dessen Entwicklung etwa vor 10 Millionen Jahren begann. Man geht davon aus, dass das Rehwild nach dem Ende der letzten Eiszeit weite Teile Mitteleuropas besiedelte. Dort lebte es bevorzugt in Waldrandzonen und -lichtungen der Laubmischwälder, die typisch für Mitteleuropa waren.
Das in Deutschland lebende Europäische Rehwild ist im Vergleich zum Sikawild, zum Damwild und auch zum Rotwild, die allesamt im Wildpark Völlinghausen zu finden sind, deutlich kleiner. Das männliche, ausgewachsene Reh wird als Rehbock bezeichnet, das ausgewachsene, weibliche Reh als Ricke. Der Nachwuchs heißt Rehkitz.
Rehe besiedeln vom Menschen geschaffene Lebensräume
Nachts kommen sie sogar in bewohnte Gebiete, um in den Gärten mit Vorliebe Rosenblüten und Tulpen sowie die Knospen von Obstbäumen zu fressen. Bevorzugt hält sich Rehwild an den Waldrändern von abwechslungsreichen Wald-Feld-Landschaften mit Hecken, Feldgehölzen und Strauchgürteln auf, da es dort Futter, Deckung und Ruhe findet.
Wenn Sie Rehe in der freien Natur beobachten möchten, schauen Sie in den Möhnewiesen vorbei. Auch bei Wanderungen rund um die Ortschaften Stockum, Wamel und Völlinghausen lassen sich immer wieder Rehe entdecken. Die Landschaft ist dort mit kleinen Waldflächen, Feldgehölzen, Hecken und Feldrändern durchzogen, die dem Rehwild Deckung bieten. Um zu fressen, verlassen die Rehe ihre Deckung und ziehen auf die Felder.
Und wenn Sie mehr über Rehe erfahren möchten, lesen Sie unseren Bericht über Rehwild, den Sie bei der Wildtierkunde auf dieser Internetseite finden. Auszüge davon haben wir für diesen Bericht genutzt.