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Das erste Reh im Wildpark Völlinghausen

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„Schau mal, das süße Reh da drüben.“ Regelmäßig hört man bei Besuchern des Wildparks Völlinghausen solche oder ähnliche Aussagen. Dabei gibt es im Wildpark Völlinghausen zwar jede Menge Tiere, die nicht nur kleine, sondern auch große Spaziergänger begeistern, aber eine Art gibt es im Wildpark Völlinghausen definitiv nicht – und das sind Rehe.

Doch das wird sich ändern, denn am Freitag haben Hubert Klyscz und Michael Müller-Inkmann, die Vorsitzenden des Fördervereins Wildpark Völlinghausen, einen Rehbock in Rüthen abgeholt. Dass dieser bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, sieht man ihm nicht an. Zu verdanken ist das Martin Berndt. Der staatlich geprüfte Tierpräparator hat den Tierkörper in seiner Werkstatt in emsiger Handarbeit und mit viel Liebe fürs Detail aufbereitet.

„Erst habe ich die Haut vorsichtig abgezogen, dann den Fleischkörper entfernt und künstlich nachgebildet“, erzählt der 44-Jährige. Dabei kommt unter anderen Polyurethan zum Einsatz, denn dieser Kunststoff ist hart, aber trotzdem leicht und lässt sich gut bearbeiten. „Man kann ihn bequem schnitzen – so wie leichtes Holz“, sagt Martin Berndt. Auf diese Weise hat er die Haltung des Tiers und die Muskeln mit ihrer Struktur ausgearbeitet. Parallel dazu hat er die Haut konserviert – wie beim Gerben von Leder für Schuhe.

Das Finish erfolgt in zwei Schritten

„Dann werden noch einzelne Körperteile wie beispielsweise die Ohren ausgearbeitet, die Glasaugen eingesetzt und anschließend wird die Haut aufgeklebt und vernäht“, erklärt Martin Berndt. Das Finish erfolgt in zwei Schritten. „Solange der Kleber noch weich ist, kann ich die Haut noch hin- und herbewegen und beispielsweise das Gesicht modellieren.“ Sobald die Haut getrocknet ist, erledigt der Tierpräparator noch finale Arbeiten, zu denen bei dem Rehbock für den Wildpark Völlinghausen unter anderem das Färben der Nase und kleinere Kaschierarbeiten gehörten.

Wäre der Rehbock nicht auf einem Stück Holz befestigt, könnte man meinen, er äst noch etwas – wie das Fressen bei Wild genannt wird – und springt dann elegant zum nahen Waldrand davon. „Für mich ist es wichtig, dass die Tiere nach der Präparation so authentisch wie möglich aussehen“, sagt der 44-Jährige zu seiner Motivation. „Ich möchte die Tiere, die ich präpariere, zu neuem Leben erwecken und den Menschen zeigen, wie eindrucksvoll diese Tiere sind.“

„Reh“ ist nicht das weibliche Wild

Der Rehbock im Wildpark Völlinghausen hat aber noch eine weitere wichtige Aufgabe. „In Gesprächen stelle ich immer wieder fest, dass es viele Menschen gibt, die Rehe für weibliches Wild und Hirsche für männliches Wild halten“, sagt Hubert Klyscz, der Vorsitzende des Fördervereins Wildparks Völlinghausen. „Mit diesem Rehbock möchten wir daher Aufklärungsarbeit leisten und den Besuchern die Unterschiede zwischen den einzelnen Wildarten zeigen“, verrät Michael Müller-Inkmann. Und dafür haben die Mitglieder des Fördervereins jede Menge Zeit, denn „mit der richtigen Pflege hält so ein Präparat ewig“, versichert Martin Berndt.